Laura Kuch____________________________4 September – 24 October 2009

Laura Kuch untersucht gegenwärtig die Thematik der Sehnsucht nach dem Unsagbaren und Unerreichbaren, die allegorische Suche nach der Blauen Blume der Romantik im  zeitgenössischen künstlerischen Schaffen.

Ihre Arbeit kann als „Romantischer Konzeptualismus“ bezeichnet werden, ein Begriff der jüngst von Jörg Heiser geprägt wurde. Im Romantischen Konzeptualismus wird der von den Romantikern beklagte Riss zwischen der Welt der Vernunft, der Welt der „Zahlen und Figuren“ (Novalis) und der Welt der  Gefühle geheilt, indem die formale Kühle der Konzeptkunst von der Wärme der Deutschen Romantik belebt wird und das Wunderbare und Geheimnisvolle Gestalt annimmt.

Laura Kuch beschäftigt sich sowohl mit der Sehnsucht und dem ihr immanenten Scheitern, als auch mit dem Problem der Sprache, welche in ihrem üblichen Gebrauch immer wieder als Träger von Wahrhaftigkeit versagt. Die Künstlerin verwendet in ihrem Schaffen eine Vielzahl von Medien während sie ihre Arbeiten formal bewusst reduziert hält und der Ästhetik ihrer Arbeiten einen fast minimalistischen Charakter verleiht.

In einer geradezu alchimistischen Tradition experimentiert Laura Kuch mit den Möglichkeiten, die Prima Materia in etwas Vielschichtiges und Unfassbares zu verwandeln. Diese Umwandlung kann geschehen, indem sie verbale Informationen auslässt wie in ihrer Videoarbeit Talking to a candle flame (extinguished by a laugh) or: About the impossibility of explaining good and evil (DVD-Pal, 5.19 min, 2008), in der die Reflexion einer flackernden Kerze auf einer weißen Wand zu sehen ist, doch weder können wir die Kerze sehen noch die Künstlerin sprechen hören – Sprache erhält hier einen neuen Ausdruck und wird in einer verwandelten Weise sichtbar, welche wir erfahren und deuten müssen.

Eine Transformation findet durch die Zweckentfremdung gewisser Materialien statt, z.B. wenn die Künstlerin eine Pfütze schwarzer Tinte in eine Sculpture for the words I will never write (from the series Black Mirrors, 2008) verwandelt, oder wenn sie sich entschließt herkömmliche Zeichenkohle aus Weidenholz zu zermahlen und ihren eigentlichen Verwendungszweck abzuerkennen, indem sie sie auf eine nasse Wand bläst wie in ihrer Arbeit Wenn die Wand nicht gewesen wäre hätt’s die Weide in die Welt geweht (2009).

Innerhalb des konzeptuellen Rahmens ihrer Arbeiten pendelt der Betrachter unvermittelt zwischen Kitsch und wahrhaftigen Gefühlen, Ironie und tief empfundener Ernsthaftigkeit hin und her – und das ist genau jene Dialektik, welche Laura Kuchs Arbeiten auszeichnet.

Mit ihren fast lakonischen Gesten ignoriert sie willentlich das herkömmliche Verständnis und die konventionelle Verwendung von Objekten und Materialien, indem sie auf die Poesie ihrer Wahrhaftigkeit beharrt und „dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein“ gibt (Novalis).

„Wenn die Wand nicht gewesen wäre hätt’s die Weide in die Welt geweht“

cv

(please scroll down for english version)

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Laura Kuch is currently researching the subject of Sehnsucht (longing, aspiration, desire) for the unsayable and unattainable, the allegorical search for the Blue Flower of Romanticism in contemporary artistic practice.

Her work is related to a strand of artistic practice recently termed “Romantic Conceptualism” by Jörg Heiser, where the cool character of conceptual art is coloured by the warmth of German Romanticism to heal the crack between the world of reason, of “numbers and figures” (Novalis), and the world of emotion where the miraculous becomes form.
She explores both the idea of longing and its failure that lies within and the problem of language, which in its conventional use, repeatedly fails as an authentic means of expression. Laura Kuch uses a variety of media in her works while keeping them deliberately  formally reduced with an almost minimalist aesthetics.

Kuch experiments with the possibilities of  turning the prima materia into something more complex and intangible by a kind of alchemical transformation. This transformation can take place by omitting verbal information as in her video work Talking to a candle flame (extinguished by a laugh) or: About the impossibility of explaining good and evil (DVD-PAL, 5.19 min, 2008) where we see the reflection of a flickering candle flame on a white wall, but we can neither see the candle itself nor hear the artist talking – speech gains a new expression and becomes visible in a transformed way which we have to experience and interpret.
A transformation also takes place by a kind of misuse of certain materials, for example when the artist turns a puddle of black writing ink into a Sculpture for the words I will never write (from the series Black Mirrors, 2008) or when she decides to pulverize standard willow drawing charcoal and denies its original purpose by blowing it onto a wet wall as in her work Without the wall the wind would have carried the willow into the world (2009)

Within the conceptual frame of her work, the viewer finds him/ herself hovering between kitsch and true emotion, irony and deeply felt sincerity – and it’s exactly this dialectic that characterises Laura Kuch’s work.
With her almost laconic gestures she deliberately ignores the conventional understanding and use of objects and materials by insisting on the poetics of their truthfulness and “giving what is commonplace an exalted meaning, what is ordinary a mysterious aspect, what is familiar the impressiveness of the unfamiliar, to the finite an appearance of infinity” (Novalis)

installation view "Wenn die Wand nicht gewesen wäre hätt's die Weide in die Welt geweht"
Ohne Titel
(2009, two silver spoons, shelf made of beech wood)

Me, grieving in the dark (from the series Black Mirrors)
(2009, video still on high glossy photo paper, bended and fixed on the wall, 110 x 90 cm)